Seit der Cannabis-Legalisierung hat sich vieles verändert, aber sicher nicht alles. Auch wenn Cannabis in Deutschland seit 2024 unter bestimmten Bedingungen legal ist, gilt im Straßenverkehr weiterhin: Wer kifft und Auto fährt, riskiert Strafen. Doch was bedeutet das konkret? Wie wirken THC und Cannabis auf deine Fahrtüchtigkeit, und was steckt hinter dem neuen THC-Grenzwert von 3,5 Nanogramm?
In diesem Artikel bekommst du alle wichtigen Informationen rund um Cannabis im Straßenverkehr – verständlich erklärt.
Was passiert eigentlich beim Kiffen im Körper?
Wenn du Cannabis konsumierst, gelangt der Wirkstoff Tetrahydrocannabinol (THC) über die Lunge oder Verdauung in dein Blut. THC bindet an Rezeptoren im Gehirn und verändert so Wahrnehmung, Stimmung und Reaktionsvermögen. Die Wirkung kann entspannend, aber auch verwirrend oder sogar beängstigend sein.
Viele Konsumenten erleben Euphorie und ein Gefühl der Gelassenheit. Gleichzeitig kann es zu Konzentrationsproblemen, Schwindel, Halluzinationen oder einer verminderten Aufmerksamkeit kommen. THC beeinflusst dein Gehirn stärker, als viele denken. Und das vor allem, wenn du regelmäßig konsumierst.
Weil THC fettlöslich ist, lagert es sich im Körper an und wird nur langsam abgebaut. Das heißt: Auch wenn du längst nicht mehr „high“ bist, kann der THC-Wert im Blutserum noch über dem Grenzwert liegen und genau das kann dich den Führerschein kosten.

Wie wirkt Cannabis auf deine Fahrtüchtigkeit?
THC verlangsamt dein Reaktionsvermögen, beeinträchtigt deine Konzentration und verändert dein Zeitgefühl. Du reagierst später auf Gefahrensituationen, schätzt Geschwindigkeiten falsch ein und bist im Straßenverkehr insgesamt unaufmerksamer.
Studien zeigen, dass Cannabis-Konsumenten häufig langsamer fahren, aber gleichzeitig mehr Fahrfehler machen. Das ist vor allem beim Spurhalten oder beim Abschätzen von Abständen der Fall. Im Straßenverkehr kann das fatale Folgen haben, insbesondere, wenn zusätzlich Alkohol oder andere Drogen im Spiel sind.
Also auch wenn du dich fit fühlst, kann dein Körper noch unter dem Einfluss von Cannabis stehen. Damit gefährdest du nicht nur dich selbst, sondern auch andere Menschen im Verkehr.

Wie wirkt sich Cannabis auf das Reaktionsvermögen und die Aufmerksamkeit aus?
Untersuchungen zeigen, dass Cannabis dein Reaktionsvermögen und deine Aufmerksamkeit deutlich herabsetzt, vor allem in den ersten Stunden nach dem Konsum.
Dein Gehirn verarbeitet Reize langsamer, du reagierst später auf Hindernisse oder Bremsmanöver anderer Fahrer. Das Risiko für Unfälle steigt damit erheblich. Besonders gefährlich ist der Mischkonsum mit Alkohol oder anderen Drogen, weil sich die Wirkungen gegenseitig verstärken.
Auch wenn du nur leicht „stoned“ bist, kann dein Reaktionswert deutlich schlechter ausfallen. Deshalb empfehlen Experten, mindestens einen Tag abzuwarten, bevor du dich wieder hinters Steuer setzt.
Was ist der neue THC-Grenzwert und wie wird er gemessen?
Seit August 2024 gilt in Deutschland ein neuer THC-Grenzwert von 3,5 Nanogramm pro Milliliter Blutserum. Zuvor lag die Grenze bei nur 1,0 Nanogramm, was viele Experten als zu niedrig kritisierten, weil auch regelmäßige Konsumenten betroffen waren, obwohl sie gar nicht beeinträchtigt waren.
Der neue THC-Grenzwert soll realistischer abbilden, wann tatsächlich eine Beeinträchtigung der Fahrtüchtigkeit vorliegt. Aber trotzdem gilt: Wenn du über diesen Wert kommst, machst du dich im Straßenverkehr strafbar.
Die Polizei kontrolliert bei Verdacht mit einem Bluttest. Wird dabei ein Wert von 3,5 Nanogramm oder mehr festgestellt, drohen ein Bußgeld, Punkte in Flensburg und ein Fahrverbot.
Die Regelung ist im Straßenverkehrsgesetz (StVG) verankert und gilt bundesweit. Für Fahranfänger und Personen unter 21 Jahren gilt dagegen ein absolutes Cannabis-Verbot, egal, wie hoch der THC-Wert ist.

Welche Strafen drohen bei Cannabis am Steuer?
Wenn du mit THC im Blut erwischt wirst, hängt die Strafe vom gemessenen Wert und deinem Verhalten ab:
- Ab 3,5 Nanogramm THC im Blutserum: 500 € Bußgeld, 2 Punkte in Flensburg, 1 Monat Fahrverbot.
- Mischkonsum von Alkohol und Cannabis: 1000 € Bußgeld, Fahrverbot, Punkte.
- Wiederholter Konsum oder Unfall unter Einfluss: Strafverfahren, Führerscheinentzug, mögliche MPU.
Wenn du unter 21 bist oder noch in der Probezeit, gilt zusätzlich ein striktes Cannabis-Verbot. Hier reicht schon ein minimaler THC-Wert für Sanktionen.
Die rechtlichen Folgen können also empfindlich sein, selbst wenn du dich fahrtüchtig fühlst. Die Gesetze wurden zwar mit der Cannabis-Legalisierung angepasst, aber beim Thema Verkehrssicherheit versteht der Gesetzgeber keinen Spaß.

Wann darfst du nach dem Kiffen wieder Auto fahren?
Das ist eine der häufigsten Fragen und leider gibt es keine einfache Antwort.
Im Gegensatz zu Alkohol baut der Körper THC nicht linear ab. Es hängt von vielen Faktoren ab: wie viel du konsumiert hast, wie regelmäßig du kiffst, wie dein Stoffwechsel funktioniert und wie dein Körperfettanteil ist.
Bei gelegentlichem Konsum kann der THC-Wert nach ein paar Stunden wieder unter dem Grenzwert liegen. Bei regelmäßigem Konsum kann es dagegen Tage dauern, bis du wieder unter 3,5 Nanogramm fällst.
Wenn du auf Nummer sicher gehen willst: Mindestens 24 Stunden kein Auto fahren nach dem Konsum. Nur so kannst du sicher sein, dass dein Zustand nicht mehr beeinträchtigt ist.
Der ADAC rät ebenfalls: Wer kifft, fährt nicht. Auch wenn der neue Grenzwert mehr Spielraum lässt.
Was sagen ADAC und Fachleute zum neuen Grenzwert?
Der ADAC begrüßt grundsätzlich, dass der neue THC-Grenzwert von 3,5 Nanogramm eingeführt wurde, denn er sei fairer und praxisnäher. Allerdings warnt der Automobilclub gleichzeitig: Auch mit neuem Grenzwert bleibt Cannabis im Straßenverkehr ein Risiko.
Die Wirkung von THC variiert stark, abhängig von Menge, Konsumform und Erfahrung. Deshalb könne niemand pauschal sagen, ab wann man sicher fahren darf.
Fachleute aus der Verkehrsmedizin fordern außerdem mehr Aufklärung. Viele Menschen unterschätzen, wie lange THC im Blut nachweisbar bleibt und wie sehr es die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigt.
Was gilt für medizinischen Cannabis?
Wenn du Cannabis aus medizinischen Gründen nutzt, gelten andere Regelungen. Aber auch hier musst du vorsichtig sein.
Mit ärztlicher Verordnung darfst du grundsätzlich Auto fahren, sofern keine Beeinträchtigung vorliegt. Das heißt: keine Müdigkeit, kein Schwindel, keine Konzentrationsprobleme.
Du solltest immer dein Rezept, eine Bescheinigung deines Arztes und einen Patientenausweis mitführen, damit es bei Kontrollen keine Missverständnisse gibt.
Sobald du aber Nebenwirkungen spürst, ist deine Fahrtauglichkeit eingeschränkt. Das Fahren unter Einfluss von THC bleibt dann gefährlich und kann Konsequenzen für deine Fahrerlaubnis haben.
Wie läuft eine Untersuchung bei Verdacht auf Drogenkonsum ab?
Wenn die Polizei den Verdacht hat, dass du unter dem Einfluss von Cannabis fährst, darf sie dich zu einer Untersuchung oder einem Bluttest schicken. Der Test zeigt den exakten THC-Wert im Blutserum.
Liegt der Wert über 3,5 Nanogramm, wird ein Bußgeldverfahren eingeleitet. Bei Verdacht auf eine akute Beeinträchtigung kann auch ein Strafverfahren folgen.
In manchen Fällen fordert die Behörde eine medizinisch-psychologische Untersuchung (MPU), um deine Fahreignung zu prüfen. Diese Verfahren sind teuer, zeitaufwendig und werden von den Betroffenen selbst bezahlt.
Wie kann man Falschtests oder Probleme vermeiden?
Regelmäßige Konsumenten haben oft das Problem, dass THC lange im Körper bleibt, auch wenn sie gar nicht bekifft sind. Durch die Speicherung des Wirkstoffs im Fettgewebe kann der THC-Wert noch Tage später über dem Grenzwert liegen.
Die einzige sichere Lösung ist: Pausen einlegen und bewusst konsumieren. Wenn du regelmäßig konsumierst und trotzdem Auto fährst, ist das Risiko hoch, dass du positiv getestet wirst. Selbst wenn du dich nüchtern fühlst.
Was bedeutet die Cannabis-Legalisierung für den Straßenverkehr langfristig?
Die Cannabis-Legalisierung hat viele Fragen aufgeworfen. Einerseits will der Gesetzgeber Entkriminalisierung und klare Regelungen schaffen. Andererseits steht die Verkehrssicherheit im Vordergrund.
Der neue Grenzwert ist ein Kompromiss: Er schützt Betroffene, die nur gelegentlich konsumieren, vor unfairen Strafen – sorgt aber weiterhin dafür, dass niemand unter Einfluss fährt.
Künftig könnten neue Untersuchungsmethoden (beispielsweise Speicheltests) helfen, den tatsächlichen Zustand besser zu beurteilen. Wichtig bleibt aber, wenn du Cannabis konsumierst, solltest du das Autofahren für mindestens einen Tag vermeiden.